Synodaler Weg als Zeichen einer lebendigen Kirche

Synodaler Weg als Zeichen einer lebendigen Kirche

Auf reges Besucherinteresse stieß die Auftaktveranstaltung „Streitkultur in der Kirche? Erfahrungen mit dem Synodalen Weg“. Auf Einladung der Katholischen Akademie Stapelfeld (KAS), diskutierten Vertreter der Kirche, kirchlicher Verbände und engagierte Katholiken gemeinsam mit den Gästen über die innerkirchliche Streitkultur sowie die Zukunft des Synodalen Wegs in Deutschland.

Pfarrer Dr. habil. Marc Röbel, Geistlicher Direktor der KAS, machte zur Begrüßung deutlich, dass die aktuelle Kirche der Krise viele Gesichter habe. Vor allem die Missbrauchskrise habe dazu geführt, den Synodalen Weg zu nutzen, um bestimmte Konfliktfelder zu bearbeiten, um die seit langem gerungen werde. Dazu gehöre die Rolle der Frau in der Kirche, die katholische Sexualmoral sowie die Frage nach Macht und Gewaltenteilung. „Das sind komplexe und konfliktreiche Themenfelder, die ein kulturviertes Streiten erfordern“, so Röbel. Die Akademie stelle sich als ein Ort für solche Lerngespräche zur Verfügung.

Mitorganisator Johannes W. Vutz, Referent beim Bischöflich Münstersches Offizialat (BMO) betonte, dass der Synodale Weg als eines der größten kirchlichen Ereignisse der letzten Jahrzehnte zukunftsweisend für die Entwicklung der Kirche ist.

„Synoden sind Zeichen einer lebendigen Kirche. Wo gestritten wird, ist Kirche noch am Leben“, betonte Prof. Dr. Norbert Köster, Professor für Historische Theologie und ihre Didaktik an der Universität Münster, und gab einen historischen Rückblick auf bisherige Synoden und Konzilien, die durchaus auch von handfesten Streitigkeiten und Kontroversen geprägt waren. Er machte deutlich, dass der Synodale Weg in Deutschland auch für den Vatikan ein wichtiger Lernprozess sei, der aber viel Zeit braucht.

Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Vertreter des Bistums Münster beim Synodalen Weg, betonte die Bedeutung einer kirchlichen Streitkultur und machte deutlich, dass der christliche Glaube das Fundament der Auseinandersetzung sein müsse. Er forderte von allen Beteiligten noch mehr empathisches Zuhören bei einer offenen, kritischen Auseinandersetzung und wünschte sich bei allen Kontroversen auch ein Streben nach gegenseitigem Verständnis.

Gisela Koopmann, Vorsitzende des Familienbundes der Katholiken Niedersachsen, zog Parallelen zum familiären Zusammenleben und machte deutlich, dass „eine gute Familie Spannungen aushält und auch in einem langen Ringen Lösungen finden kann“. Sie machte aber auch deutlich, dass sie sich als Frau in der Kirche nicht immer gesehen fühle und warnte davor, dass sich die Kirche bereits von der Lebensrealität vieler junger Menschen verabschiedet hat.

„Der Synodale Weg ist die letzte große Chance, um Vertrauen zurückzugewinnen“, betonte KAS-Dozent für Theologie Dominik Blum, Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken. Er machte deutlich, dass die Diskussionen im Synodalen Weg in vielen Fällen nicht mehr der Lebenssituation der Menschen entsprechen. „Die Menschen haben in ihrer Lebenswirklichkeit bereits eigene Antworten gefunden“, so Blum und forderte eine Abkehr von der männlichen, patriarchalischen und klerikalen Streitkultur hin zu einer gemeinsamen Kommunikationskultur.

In der anschließenden offenen Diskussionsrunde wurde deutlich, dass aktuelle Fragen nach dem Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch, der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare sowie die Rolle der Frau in der Kirche die Anwesenden intensiv beschäftigen und sich von der Kirche sowie vom Synodalen Weg konstruktive Antworten und Impulse wünschen, die auch von der Weltkirche wahrgenommen werden sollten. „Wir haben die Chance, jetzt gemeinsam auf dem Weg zu sein“, betonte Wolfgang Vorwerk, pädagogischer Vorstand des Leinerstifts in Großefehn, der in der aktuellen Diskussionen ein großes Hoffnungszeichen für die Kirche sah und forderte dazu auf, weiterhin im Gespräch zu bleiben.

Die Veranstaltungsreihe wird im kommenden Jahr fortgeführt. Es wird dabei um die Themen „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche", „Priesterliche Existenz heute" sowie "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ gehen. Die genauen Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Foto (© Sigrid Lünnemann): Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Johannes W. Vutz, Gisela Koopmann, Prof. Dr. Norbert Köster, Pfarrer Dr. habil. Marc Röbel, Dominik Blum und Wolfgang Vorwerk (v. l.) diskutierten über Streitkultur und die Chancen des Synodalen Weges.

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